CC Kosmische Religion in der Trauerrede

IN MEMORIAM. Hans, ein lieber Freund, promovierter Physiker, hat mich motiviert, diese Seiten zu schreiben. Im Wissen seines nahen Todes  bat er mich, mit ihm seine Trauerfeier und Trauerrede zu planen. Er wollte, dass ich sein Leben, aber auch seine Philosophie zur Sprache bringe. Er fühlte sich der Philosophie Einsteins und der Kosmischen Religion  verbunden. Einsteins Gedanken  über Leben und Tod, Gott und die Welt  würden auch vielen anderen aus der Seele sprechen, wenn es um “die letzten Dinge” gehe. Bei diesen Seiten denke ich an ihn und ehre ihn auf diese Weise.

Viele Menschen haben schlechte Erfahrungen gemacht mit der Religion, und viele können  prinzipiell nichts anfangen “mit diesem Brimborium”. Sie sind aber deswegen nicht a-religiös, sondern oft religiös auf ihre Weise, vielleicht auch religiös im Sinne Einsteins.

Viele fühlen sich nicht einer traditionellen Religion, aber der Kosmischen Religion verbunden.

Es passt dann nicht, bei einer Trauerfeier so zu tun, als wäre ein tiefgläubiger  Mensch gestorben.  Es ist nicht  ehrlich, wenn man einen freigeistig orientierten Menschen mit dezidiert  religiösem Ritual verabschiedet.

Sicher ist es für die Trauernden ein Trost, wenn eine würdige Form der Verabschiedung gefunden wird. In dieser Hinsicht kann man von den traditionellen religiösen Formen viel lernen. Sie tradieren wichtiges Gut. Jeder Mensch hat einen würdigen Abschied verdient. 

Mit passenden Worten kann  man traditionelle Rituale bereichern, die die Nähe zu einer weiten, kosmischen Religiosität spürbar werden lassen. Mit nur wenigen Worten innerhalb einer Trauerrede kann man deutlich machen, dass der Verstorbene  der Kosmischen Religion nahe stand. Die folgenden Abschnitte können Orientierungshilfen sein.

Wir wissen: unser/e Verstorbene/r stand der Kosmischen Religion nahe.

Es ist eine Religion der Weite und der Offenheit.

Er / sie hatte Achtung vor dem, was Religion im Tiefsten will:

Die Achtung vor dem tiefen  Geheimnis das Lebens zu spüren.

In Bejahung des Lebens, in Ehrfurcht vor allem Lebendigen,

in Respekt gegenüber Umwelt, Mitwelt, Kosmos,

theologisch kann man es Gott nennen.

Ehrfurcht vor dem Leben, so nannte es Albert Schweitzer,

der große Theologe, Arzt und Nobelpreisträger.

Der geniale Albert Einstein drückte seine Religiosität so aus:

„Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann,

ist das Gefühl des Geheimnisvollen.

Es liegt der Religion sowie allem tieferen Streben

in Kunst und Wissenschaft zugrunde…

Zu empfinden, dass hinter dem Erlebbaren

ein für unseren Geist Unerreichbares verborgen sei,

dessen Schönheit und Erhabenheit uns nur mittelbar

und in schwachem Widerschein erreicht, das ist Religiosität.

In diesem Sinne bin ich religiös.

Es ist mir genug, diese Geheimnisse staunend zu ahnen und zu versuchen,

von der erhabenen Struktur des Seienden

in Demut ein mattes Abbild geistig zu erfassen.“

(aus: A. Einstein: Mein Glaubensbekenntnis)

Wir wissen, unser/e …


Weitere Alternative, vor allem bei naturwissenschaftlich geprägtem Publikum:

Wir wissen:  … hat Einstein sehr verehrt.

Einstein hat als Physiker und Mathematiker unser Weltbild verändert, und er gilt mit Recht auch als großer Philosoph. In seinen späteren Lebensjahrzehnten hat er sich viel mit Religion befasst. Dabei sprach er vielen Menschen aus der Seele, die Religion neu, frei und offen definieren wollen: als Religion, die die sich bekennt zu Toleranz, Gerechtigkeit und Frieden, und vor allem auch: die vereinbar ist mit den Erkenntnissen der Wissenschaft.

Moses, die Propheten, Buddha, Zarathustra, Jesus, Franz von Assisi, Spinoza u.a. nennt  Einstein als große Gestalten der Religionen, die uns Orientierung  geben können auf dem Weg zu einer reifen Religion. 

Im Alter nennt sich Einstein „tiefreligiös“. Er ist sich bewusst, dass er in den Augen seiner traditionell denkenden  jüdischen und christlichen Umwelt „ungläubig“, nach seiner eigenen Definition  jedoch tiefreligiös ist. Das Prinzip seiner Religion erklärt er:

„Ich glaube an Spinozas Gott, der sich in der gesetzlichen Harmonie des Seienden offenbart…“   –  „Aller höheren naturwissenschaftlichen Arbeit liegt eine fast religiös zu nennende  Überzeugung zugrunde, dass die Welt rational und verstehbar ist.“  –   „Einen legitimen Konflikt zwischen Religion und Wissenschaft kann es nicht geben… Naturwissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Naturwissenschaft ist blind.“  –


Viele Menschen in den modernen Gesellschaften lehnen ein enges religiöses Konzept ab, ebenso aber einen rohen Materialismus. Wer nicht in einer typischen Religion organisiert ist, ist deswegen nicht a-religiös oder nicht-religiös.

Wir wissen:  … gehörte zu ihnen…

…. hat sich wie Einstein als konfessionslos, aber „tief religiös“ bezeichnet.

Für  … galt,  wie es Einstein ausdrückte:

„Ich bin zwar im täglichen Leben ein typischer Einspänner, aber das Bewusstsein, der unsichtbaren Gemeinschaft derjenigen anzugehören, die nach Wahrheit, Schönheit und Gerechtigkeit streben, hat das Gefühl der Vereinsamung nicht aufkommen lassen.“

Weitere Alternativen

Wir wissen, … hat sich gerne befasst mit Gedanken über „Gott und die Welt“.

Theologische und philosophische Gedanken gehörten zu …

Er / sie gehörte zu denen, die zu dem Ergebnis kamen: Wir können alle nicht genau sagen, wie man Gott und die göttliche Energie dieses unseres Kosmos genau begreifen können. Aber auf jeden Fall sollen wir uns deswegen nicht mehr die Köpfe einschlagen und Kriege führen. Das Göttliche zeigt sich in Liebe. Auch in jedem Bemühen um Liebe und Gerechtigkeit.

Wir können es Gott nennen, Jahwe, Elohim, Allah, oder auch ewige Kraft, Ur-Kraft,das Unendliche, das Ewige, das All, das Eine, das Sein,  Welten-Geist, oder eben auch Gott …

All unsere Worte sind nur tastende Versuche, die Wirklichkeit auszudrücken. Gerade bei metaphysischen Aussagen müssen wir wissen: Pan theon symbolon.

Gemeint ist damit: Jede metaphysische und theologische Aussage ist letztlich eine symbolische Aussage. Streng wissenschaftlich können wir keine metaphysischen Aussagen beweisen.

Aber oft wollen wir darüber reden, als Theologe, Philosoph oder Naturwissenschaftler.  Und es ist uns heute eine Aussage möglich, die frühere Generationen von Menschen  nicht so fundiert treffen konnten: Alles, was lebt und ist, kommen aus dem gleichen Ursprung. Wissenschaftlich gesprochen: Wir bestehen aus Sternenstaub bzw. Sternengas. In jedem von uns Menschen steckt ein großer Teil Urknallstaubs bzw. Urknallgas. Symbolisch gesprochen: Wir sind Geschwister. Alles, was hier auf dieser Erde lebt, gelebt hat und leben wird, ist Teil dieser Erde. Wir alle sind Teil der Erde, und wir sind Teil des Kosmos.

Religiöse Menschen, Dichter, Mystiker haben diesen Zusammenhang in besonderer Weise gespürt und gefühlt haben, ja gewusst. Sie sprachen von ihren Erkenntnissen in einer anderen Sprache als der Normal-Sprache. Sie haben es in einer Sprache der Religion, des Glaubens. Heute  w i s s e n  wir  um diese Tatsache. Wir unterscheiden heute sehr genau, was wir wissenschaftlich legitimerweise sagen dürfen und was nicht. Und wir können die Grenzen der Wissenschaftssprache akzeptieren.  Und ebenso gut  können wir die Symbolsprache benutzen, – im Wissen, dass  es eine Symbolsprache ist! Die „unio mystica“ mit allem, was ist, das Gefühl der All-Einheit, bei Theisten die Einheit mit dem Göttlichen oder Gott, das mystische Bewusstsein, die Erleuchtung, dürfen wir heute als die Basis für reife Religion nennen. Heute können wir gelassener als vor wenigen Jahrzehnten sagen: Diese Einheits-Gefühle haben einen sehr, sehr wahren Kern. Religio  kann heute eine reife Mischung sein aus ratio,  intuitio und emotio.

So sah es auch …   Er/ Sie  …

Wir Freundinnen und Freunde der Kosmischen Religion ehren und achten jede Form der Religion.

Denn wir alle sind ja Kinder, Brüder und Schwestern im Kosmos.

Es ist ein Wunder, dass dieser Kosmos existiert.

Es ist ein Wunder, dass in diesem gigantischen Kosmos

mit Milliarden von Sonnen diese unsere kleine Erde entstanden ist.

Wenn wir diese kleine Erde in einer Kugel von einem Meter sehen,

dann ist der äußere Rand von einem halben Millimeter der Raum,

in dem sich Leben entwickeln konnte,

die Bäume, die Blumen, die Fische, die Tiere, wir Menschen.

Und wir Menschen haben das Bewusstsein entwickelt,

dass wir dieses Wunder der Schöpfung

erkennen können und dankbar dafür sein können:

Dankbar der Kraft gegenüber, die das alles ermöglicht hat.

Wir können diese Kraft Gott nennen oder Brahman, oder Weltengeist,

oder Allah, den großen Manitou, Gott Vater oder die große Mutter,

den große Gott oder den lieben Gott  oder Mutter Natur,

alle Namen sind Annäherungen, menschliche Versuche

das Wunder des Universums, des Lebens zu begreifen.

Religionen und Philosophien versuchen auf je ihre Weise,

dieses Wunder in Worte zu fassen.

Und auch in Liedern, Gedichten, Kunstwerken zum Ausdruck zu bringen.

Wir achten alle Arten und Formen der Religionen, die einen Weg suchen,

das Wunder des Lebens weiter zu geben.

Die Religion und auch die Rituale beim Tod, bei der Geburt,

Initiationsriten  beim Erwachsenwerden, Riten und Bräuche  usw. sind vielfältig.

Dem Universum entspricht der bunte Garten, nicht die Monokultur.

Ein Wüstenvolk entwickelt andere Formen und Rituale als ein Seefahrervolk,

ein Volk in der Südsee oder im dichten Dschungel Brasiliens andere

als ein Volk im Schneegebirge des Himalaya,

mediterrane Völker andere als Völker in nördlichen Breiten

Stadtkulturen andere naturnahe Kulturen, reiche Völker andere als arme,

demokratische andere als hierarchische,

aggressive Kulturen andere als tolerante Kulturen…

Entscheidend für uns ist: Das Gute sehen in allen Formen. 

Wichtig ist uns dabei nur:

Dass Religionen auf dem Weg sind zu Frieden und Gerechtigkeit,

zu Fairness, Einfühlungsvermögen, Menschlichkeit.

Dieser weite und große, weise und tolerante Begriff der Religion

(re-ligio = Verpflichtung) ist uns Anliegen und Verpflichtung.

Deshalb sind wir Freundinnen und Freunde der Kosmischen Religion.

Und heute sind wir hier…